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Nach 2858 Tagen schließt sich der Kreis: Mit Gemeinschaft und Vielfalt erreicht der Abiturjahrgang 2022 mit 63 Abiturientinnen und Abiturienten einen hervorragenden Gesamtschnitt von 2,1

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Bei der fröhlichen Entlassfeier des Abiturjahrgangs 2022 in der Aula des Goethe-Gymnasiums am Freitag, 15.07.2022, erhielten 63 junge Frauen und Männer ihr Abiturzeugnis von Schulleiter Ulrich Schmidt und Eva Wachter-Mack überreicht. Fünfmal wurde die Traumnote 1,0 vergeben. Insgesamt 24 Abiturientinnen und Abiturienten gelang ein Schnitt mit einer Eins vor dem Komma und der Gesamtschnitt des Jahrgangs lag bei hervorragenden 2,1, wie Schulleiter Ulrich Schmidt in seiner würdigenden Ansprache stolz betonte. Der Jahrgang habe sich in den vergangenen acht Jahren einigen bedeutenden Herausforderungen gestellt – sei es der Fernlernunterricht oder das eigenverantwortliche Lernen unter Corona oder das social distancing – und habe diese gemeistert. 

In diesem Zusammenhang bedankte sich Ulrich Schmidt auch bei den Lehrerinnen und Lehrern, die die Schülerinnen und Schüler in dieser turbulenten Zeit nicht nur begleitet und mitgefiebert, sondern sich auch selbst diesem „Kraftakt Corona“ gestellt hätten.

In seiner Ansprache an den Jahrgang ging Ulrich Schmidt besonders auf die außergewöhnliche Vielfalt unter den Schülerinnen und Schülern ein, die sich in ihren Talenten, Eigenheiten und ihrem Einsatz in vielen Fach- und Sachbereichen in die Schulgemeinschaft eingebracht hätten: Dabei seien das „Radio GGE“ oder die mittlerweile üblichen Hygiene-Artikel auf den Mädchentoiletten erwähnenswert, die es ohne den Jahrgang gar nicht gebe.

Ihr Aufbruch erfolge jetzt in eine unruhige Zeit und eine Welt, die aus den Fugen geraten sei, wie Ulrich Schmidt persönlich beurteilte. Um den Absolventinnen und Absolventen zu zeigen, dass sie in ihrem Aufbruch nicht nur unbedacht ihrem eigenen Willen folgen sollten, zog Ulrich Schmidt die True-isms-Installation „Protect me from what I want“ der US-amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer heran.

Denn der eigene Wille sei limitiert und kurzsichtig, gehe es in der aktuellen Welt doch allzu häufig um schöne Bilanzen im Hier und Jetzt und weniger um nachhaltige Entscheidungen, die auch unseren Planeten miteinbezögen.

Außerdem könne der eigene Wille niemals ohne andere umgesetzt werden, weshalb gerade das soziale Miteinander im Großen wie im Kleinen, in allen Lebenslagen wesentlich sei.

Zusätzlich sei wichtig zu erkennen, dass der eigene Wille nicht das Maß aller Dinge ist: Erst der Diskurs miteinander ermögliche den konstruktiven, einigenden Austausch, den die humanistische Tradition doch eigentlich vorgelebt habe. Leider sei dieser Austausch heute in den Hintergrund gerückt, weshalb Ulrich Schmidt die Bedeutung jedes und jeder Einzelnen hervorhob: Denn wie im antiken Bild der Gesellschaft als ein menschlicher Körper fülle jede und jeder Einzelne eine wesentliche Funktion aus, ohne die das große Ganze nicht funktioniere. Deshalb appellierte er an die Abiturientinnen und Abiturienten ihre Einmaligkeit zu erkennen, zu entfalten und in der Gemeinschaft zu nutzen – für sich und für die anderen, wofür er ihnen alles erdenklich Gute wünschte.

Oberbürgermeister Stefan Schlatterer gratulierte dem Abitursjahrgang in seiner persönlich-appellierenden Ansprache für die herausragenden „Leistungen, die nicht in Noten gemessen werden“ könnten. Denn gerade während der herausfordernden Corona-Bedingungen hätten die Schülerinnen und Schüler Großes geleistet, wobei er selbst oft den Eindruck gehabt habe, die Politik habe die Schule vergessen. So dankte er im Anschluss nicht nur den Lehrerinnen und Lehrern für ihr Engagement, sondern auch den Eltern für ihren Einsatz: Denn für sie sei es im Alltag bestimmt überraschend gewesen, ihre Kinder plötzlich wieder den ganzen Tag um sich zu haben.

Dem Jahrgang gab er mit auf den Weg, dass jetzt zwar einerseits die große Freiheit warte – doch leider gleichzeitig die Pandemie, der Ukraine-Krieg und eine drohende Energiekrise anstünden. Mit einem persönlichen Beispiel aus der Feier der 30-jährigen Städtepartnerschaft mit dem polnischen Sandomierz, bei der Anwesende erwähnten, ihre Angehörigen seien an der Front, zeigte Stefan Schlatterer sein Gefühl deutlich, wie unfassbar diese Situation für ihn ist.

Er appellierte dennoch an die Abiturientinnen und Abiturienten, angesichts der anstehenden Herausforderungen nicht zu verzagen, sondern die aktuellen Krisen als Chancen zu nutzen[: Man könne sich neu erfinden und sich dabei auf das Wesentliche konzentrieren. Eine Chance sei zum Beispiel der Nachwuchsmangel: Er führe dazu, dass dem Jahrgang alles offenstehe und alle Möglichkeiten offenlägen: Ob man nun studieren wolle oder nicht.

Als „fantastische Entwicklung“ bewertete Stefan Schlatterer ebenfalls das Zusammenrücken Europas in der Krise. Und vielleicht, so hob er hervor, könne die politische Verantwortung der Menschen ebenfalls wieder erstarken.

Den Abiturientinnen und Abiturienten wünschte Stefan Schlatterer neben Sicherheit – im Frieden, in der Wirtschaft und im Finden der eigenen Individualität – dass sie es krachen lassen sollten, schließlich müsse die Schule ohnehin wieder renoviert werden.

Dankbar und erleichtert begann Elternvertreterin Catharina Bothe ihre mit anderen Elternvertreter:innen geplante Rede, deren Entstehung nicht einfach gewesen sei: Eher sei klar gewesen, worüber man nicht sprechen wolle – Unklares in der Zukunftsgestaltung, Krieg und drohende Krisen. Schließlich sei ihnen klargeworden, dass die Eltern ihren Kindern Wünsche mit auf den eigenen Weg geben wollten:

Dazu gehöre an erster Stelle Mut, sich so zu akzeptieren, wie man ist, sich selbst wertzuschätzen und nicht mit anderen zu vergleichen. Schließlich seien alle sie selbst und nicht andere, die gebe es ja schon.

An zweiter Stelle stehe Neugierde: Dabei solle man nicht nur das Lernen von Neuem als Privileg sehen, sondern auch das Gegenüber in seinen Bedürfnissen wahrnehmen wollen.

Als Drittes nannte Catharina Bothe Optimismus: Die erfahrene Belastungen sollten nicht als stete Bürde wahrgenommen werden. Vielmehr sollten die Abiturientinnen und Abiturienten ihren Blick in die Zukunft reichten, aber ohne das Vergangene zu vergessen – erst in der Kombination bringe es einen weiter. Als persönliche Hoffnung äußerte sie, dass vielleicht doch jemand aus dem Jahrgang die „aufblasbare Instant-Eisscholle für die von Eisschmelze gefährdete Antarktis“ entwickele.

Mitmenschlichkeit, als vierter Wunsch, sei wesentlich für das soziale Miteinander, so Bothe. Natürlich seien auch Kompetenzen wie Durchsetzungsvermögen Erfolgsgaranten, doch seien auch Rücksichtnahme, Empathie und Freundlichkeit Wegbereiter für den nachhaltigen Erfolg.

Als nächsten Wunsch nannte Catharina Bothe die Zeit: Zur Selbstfindung in allen Bereichen: Identität, berufliche wie private Ziele müssten überlegt und geplant, und auch ausgetestet werden können.

Als letzten Wunsch nannte Catharina Bothe Geduld: Mit den Eltern, die in ihren Erwartungen nicht immer den Plänen und Ansichten der Abiturientinnen und Abiturienten entsprächen, da sie selbst ihre Erfahrungen bereits gemacht hätten. Doch genau darum gehe es eben: Jeder und jede müsse ihre eigenen Erfahrungen und Fehler im Leben selbst machen: „Es ist eure Zukunft! Viel Glück dabei“.

In ihren Abitursreden mit politischem Impuls und ironisch-erfreuenden Anspielungen auf das Schulleben ließen Mathis Bußhoff, Nina Freyler und Emma Körner ihre Schulzeit Revue passieren, indem sie die Herausforderungen ihrer Anfangsjahre mit den aktuellen Herausforderungen verglichen und kontrastierten.

So sei bereits vor 2858 Tagen ihre Einschulung eine sehr aufregende Situation gewesen – wie jetzt die Entlassfeier.

Mathis Bußhoff stellte in seiner Rede humorvoll wie tiefgründig die Veränderungen in der Krisen-Wahrnehmung und die Herausforderungen von damals wie heute gegenüber, bezogen auf die globale Welt, aber auch auf die kleine „Goethe-Welt“: von Angela Merkel als damaliger Krisen-Kanzlerin bzw. heute „untergetauchter Rentnerin“ bis hin zum „Horrorclown“von 2016 im Vergleich mit dem aktuellen „Clown“ aus der Downing Street.

Auch auf die Schule bezogen gelangen Mathis Bußhoff sehr gelungene, humorvolle Parallelen, die von den Anwesenden mit Zwischenapplaus bedacht wurden: Z.B. die nach wie vor verheerende Energiebilanz des GGE, während es heute keine Luftballonsaktion für die Fünftklässler mehr gebe, sondern nachhaltige Klassenbäume.

In einem abgeklärten Fazit fasste er zusammen, dass die Welt weder übersichtlicher noch entspannter geworden sei.

Nina Freyler betonte in ihrer Rede die Bedeutung der Gemeinschaft des Jahrgangs: Trotz der Vielfalt und der Corona-Erfahrungen habe sich der Jahrgang zu einer festen, vertrauten Gemeinschaft entwickelt, in der man sich aufeinander verlassen konnte. Dabei ging sie auf die Besonderheiten des Jahrgangs ein, der gern diskutierte, dabei äußerst „menschlich-sympathisch“ gewesen sei und in der Mehrheit das „Last-minute-Prinzip“ für sich beanspruchte: „Das exakte Ableiten der Extremstelle des Hinauszögerns“ sei kein Problem mehr gewesen, da Susanne Ostmann als Förderin vor allem bei mathematischen Themen für größtmögliche Unterstützung gesorgt habe. Für ihre herausragendes, einmaliges Engagement bedankte sich der Jahrgang besonders.

Emma Körner bedankte sich in ihrer Rede bei den Unterstützenden: Neben Youtube-Erklärern bedankte sie sich besonders bei den Lehrenden, den Oberstufenplanern, die nicht nur für einen reibungslosen Ablauf der Abiturprüfungen, sondern auch für mögliche Studienfahrten gesorgt hätten, zusätzlich auch bei allen anderen am Schulleben Beteiligten: wie der Schulleitung für ihr immer offenes Ohr trotz prinzipientreuer Haltung, den Sekretärinnen für ihre Unterstützung in einfach allen Belangen, dem Reinigungspersonal für das ohne sie unmögliche Wohlgefühl in der Schule und den Hausmeistern für ihre Bereitschaft, z.B. Spinds bei verlorenem Schlüssel zu öffnen.

Zuletzt ging der Dank an die Eltern für ihre Geduld und die durchgestandenen, strapazierten Nerven.

Mit einem visionär-kritischen Blick in die Zukunft (Gibt es überhaupt noch schulisches Lernen oder lädt man sein Wissen mit einem Chip?) beendete Emma Körner ihre Rede. Ihr Wunsch richtete sich an alle Abiturientinnen und Abiturienten: Mögen Krisen nicht in Katastrophen enden, mögen wir Entwicklungen mit Entspannung begegnen und mögen wir Wunder in dieser Welt vollbringen.“

Vor der dann stattfindenden Zeugnisvergabe verabschiedete Stefano Marino seine Kollegen Jochen Altenmüller und Martin Zeller aus der Oberstufenverwaltung: Sie hätten in den vergangen Jahren die außerordentlichen Strapazen hervorragend gemeistert und als Team sehr gut funktioniert. Übernommen werden ihre Aufgaben von Sibylle Scherberger und Steffen Harr.

Musisch ummrahmt wurde die Entlassfeier von einer Vernissage der Bildenden Kunst, bei der der Leistungskurs seine künstlerisch vielfältigen Werke, unterstützt von Annette Zirn, präsentierte.

Philip Bissinger, Emil Lorenz und Yannis Schmidt bereicherten mit ihren drei musikalischen Darbietungen die Entlassfeier: zuerst auflockernd-mitreißend mit Sir John von Blue Mitchell, dann die spannend-bewegende Atmosphäre die Zeugnisvergabe einleitend mit Passepied von Martin J. Rodriuez Peris, bis hin zum erleichternden Mercy, mercy, mercy von Joe Zawinul.

Von den 63 Abiturientinnen und Abiturienten erhielten viele Preise für herausragende Leistungen:
Bestes Abitur :

Benedict Struve (1,0), Mathis Bußhoff (1,0), Leo Neff (1,0), Klara Göthe (1,0), Isabell Weimer (1,0), Nelly Harfmann (1,1), Maria Künstle (1,1), Emil Lorenz (1,2), Jossi Eckes (1,3), Emma Körner (1,3), Moritz Welcker (1,4), Michael Gutmann (1,4), Annika Helf (1,5), Lina Stählin (1,5), Kyra Thein (1,5)

Scheffel-Preis der literarischen Gesellschaft

für herausragende Leistungen im Fach Deutsch:

Klara Göthe

Schulpreis der Freiburger Goethe-Gesellschaft für ungewöhnliche Leistungen und besonderes

literarisches Engagement im Fach Deutsch:

Emma Körner

Lina Stählin

Schülerpreis des deutschen Spanischlehrerverbandes für besondere Leistungen im Fach Spanisch:

Emma Körner

Fachpreis Spanisch für besondere Leistungen im Spanischabitur:

Karen Weber

Lingua Franca Preis der Schule für besondere Leistungen

im Fach Englisch:

Mathis Bußhoff

Karl-von Frisch Preis für hervorragende Leistungen

im Fach Biologie:

Benedict Struve

Preis der Schule für besondere Leistungen im Fach Biologie:

Leo Neff

Physik –Preis d. Deutschen Physik. Gesellschaft:

Preis: Michael Gutmann

Mitgliedschaften:

Paul Brummack,

Tom Heller,

Kyra Thein

Abiturpreis Mathematik der Deutschen Mathematiker-

Vereinigung für exzellente Leistungen und großes

Engagement im Fach Mathematik:

Mathis Bußhoff

Benedict Struve

Schulpreis Ökonomie der Südwestmetall

Mathis Bußhoff

Thomas-Preis des ev. Kirchenbezirks für ev. Schülerinnen und Schüler

Benedict Struve

Isabell Weimer

Preis der Stiftung Humanismus Heute für ausgezeichnete Leistungen von Abiturientinnen und Abiturienten der allgemein bildenden Gymnasien in den Alten Sprachen

Nelly Harfmann

Maria Künstle

Preis für besondere Leistungen im Fach Französisch

Leo Neff

Alfred-Maul-Gedächtnismedaille für sehr gute Leistungen

im Fach Sport:

Annika Helf

Preis für Wirtschaft und Ökonomie

Mathis Bußhoff

Fachpreis Musik des GGE:

Emil Lorenz

SMV-Preise:

Mathis Bußhoff

Nina Freyler

Emma Körner

Preis des Vereins der Freunde für besonderes

Engagement in der Schulgemeinschaft:

Kyra Thein